Sri Lanka Rupie kurz vor der Abwertung?

Übersetzt von der LTTEwatch-Redaktion vom 28. Januar 2012

Von Dr. Arujuna Sivananthan

London – Das schnelle Erodieren der Devisen (Forex) Reserven und die Ballonfahrt des Handelsbilanzdefizits hat zu heftigen internen Kämpfe zwischen Sri Lankas beiden wirtschaftspolitischen Organen geführt, Finanzministerium und Zentralbank (CB). Als Präsident Rajapaksa völlig unerwartet die sofortige Umsetzung einer 3 prozentigen Abwertung des Rupie-Dollar (USD) Wechselkurses auf 113.89/90 während seiner Budget-Rede ankündigte, ließ er die Zentralbank über diesen Zug nicht vorher unterrichten.

Der Rupee-Handel musste abgebrochen werden und einige hastig angeordnet Telefonkonferenzen wurden mit aufgebrachten ausländischen Investoren abgehalten, die Fonds in Sri Lanka Rupie-Schuldtitel haben, um deren Sorgen, dass weitere Abwertungen nicht unmittelbar bevorstünden, zu besänftigen.

Der Internationale Währungsfonds (IWF) glaubt, dass die Rupie nicht weniger als 20% überbewertet ist. Doch die CB hat dem Ruf von Finanzministerium und dem IWF nach einem Free Float des Rupee bislang nicht hören wollen. Eine solche Aktion würde dazu führen, dass Sri Lankas Arbeitskräfte im Ausland – eine große Quelle der Einnahmen durch Foren -, die ihr Geld bei hohen Zinssatz in inländischen Depots parken, Kapitalverluste über alle Einnahmen erlitten. Auch ausländische Investoren, die Rupie-Anleihen des Staates gekauft haben, würde leiden – abgesehen von der allgemein abschreckenden Wirkung einer Devaluierung der Rupie.

Als Ergebnis des Schlamassels wurden die beiden letzten Tranchen der 2,5 Mrd. USD-Anlage, die mit dem IWF ausgehandelt wurde, bislang nicht ausgezahlt.

Sri Lankas Handelsdefizit wird mit 10 Mrd. USD für 2011 auch weiterhin wachsen im Jahr 2012. Der Grund dafür ist, dass Sri Lankas größte Exportmärkte, die USA und die EU derzeit leiden unter schwachem oder gar kein wirtschaftliches Wachstum, ihre Importe sind unelastisch, d.h. nicht empfindlich für Preisänderungen.

Sri Lanka aber importiert alle lebenswichtigen Gütern von Nahrung, wie z. B. Weizen und Zucker, bis hin, um seinen Energiebedarf zu decken. Selbst Kohle und Öl werden benötigt, um Strom zu erzeugen, müssen sie importiert werden. Eingänge finden selbst im größte Exportmarkt statt, dem Textilmarkt- Sri Lanka stellt selbst kein Garn her noch beispielsweise Knöpfe – doch diese Dinge sind notwendig für diese Investitionsgüterindustrie, um exportierbares Gut zu produzieren. Die Verteidigung der Rupie auf dem derzeitigen Niveau, während die asiatischen Export-Konkurrenten ihre Währungen um bis zu 40 Prozent abgewertet haben macht die srilankische Herstellung sehr teuer.

Hohe Rohölpreise und mit der Sapugaskanda Ölraffinerie absolute Abhängigkeit von iranischem Rohöl ist ein weiterer negativer Punkt in der Bilanz. Sanktionen durch die USA, die EU und Australien gegen den Iran, zwingen Sri Lanka dazu, Öl aus teureren Quellen zu importieren. Mit Erdöl um dessen Anteil von 25 Prozent aller Importe, wird Sri Lankas Handelsdefizit weiter unter Druck geraten.

Foreign Direct Investment (FDI), eine der Quellen des Forex, wird die Prognose von 750 Mio. USD für das Jahr 2011 deutlich unterschritten. Sri Lanka änderte ihre FDI Rechnungslegungsvorschriften, um den (später geplatzten)Verkauf des Geländes des ehemaligen Armee-Hauptquartier an die Shangri-La Hotelgruppe anzuzeigen, um damit die mickrige Bilanz aufzublähen.

Der Mangel an Transparenz, die schlechte Regierungsführung, ein hoch organisierte, gewerkschaftliche Arbeitskräfte, und die kürzlich verabschiedeten Enteignungsgesetz, sind Faktoren, die zum düsteren Bild beitragen.

Das Wachstum der Touristenzahlen aus Westeuropa, 37 Prozent aller Ankünfte, wird sich wegen der dort herrschenden Schuldenkrise verlangsamen. Dazu tragen auch Indiens und Ostasiens Bemühungen der Steigerung der touristischen Ankünfte um 20 und bzw. 11 Prozent bei. Die Aufgabe Sri Lanka wird es werden, ausreichenden Ersatz für Premium-Anreisen aus Europa in Billigreisende aus Asien zu finden. Generierung von über 1 Mrd. USD Umsatz in diesem Sektor im Jahr 2012, wie großmundig angekündigt, wird eine große Herausforderung darstellen.

Anhaltenden Turbulenzen im Nahen Osten haben ebenfalls langfristige Auswirkungen auf Rücküberweisungszuflüsse von Auslandarbeitern und damit Sri Lankas größten Forex-Verdienern, mit rund USD 5,2 Milliarden. Arbeitsmigranten werden um den Zugang zu diesem Markt kämpfen. Auch wirkt sich die Situation dort auf die Nachfrage nach dem landwirtschaftlichen Topp-Artikel aus. Sri Lankas Tee-Exporte in den Nahen Osten und Nordafrika umfasst bislang 55 Prozent des Gesamtumsatzes.

Sri Lanka gesamtwirtschaftliche Daten sind etwas irreführend. Trotz eines im Konsens prognostizierten Wirtschaftswachstum von 7,5 Prozent für das Jahr 2012, expandiert der Süden langsamer, während die nördlichen und östlichen Provinzen um zweistellige Werte wachsen, wenn auch von einer niedrigen Basis aus. Außerdem ist die Wahrhaftigkeit dieser Daten nicht wirklich zweifelsfrei.

All dies führte Fitch, einer der drei führenden Rating-Agenturen dazu, Sri Lanka zu den höchsten Risiko Finanzsystemen in der Asien-Pazifik-Region in einem speziellen Bericht im Dezember zu bewerten. Im Januar schrieb Modus, eine weitere dieser Agenturen, dass Sri Lanka immer noch sehr anfällig für externe Schocks sei, angesichts der Ebbe bei den Devisenreserven zum Jahresende.

Das Schicksal der Rupie 2012 

Die CB verbrauchte über 2 Mrd. USD zur Verteidigung der Rupie zwischen August und Dezember 2011. Seine Währungsreserven sank von einem Höchststand von 8,1 USD Milliarden im Juli auf 6 Milliarden bis Ende des Jahres.

Angesichts solches Gegenwindes wegen dieses evidenten Mangels an Wettbewerbsfähigkeit, ist die einzige Wahl die die CB noch hat, zu sagen WANN sie gedenkt zu entwerten. Kein Zweifel, sie wird weiterhin versuchen, dies auf die Lanka Bank zu schieben, aber für ein Land ohne Optionen, ist die Bank überhaupt nicht lang. Und natürlich wird die CB alles daran setzen, Kapital zu generieren. Sri Lanka hat sich für einen bilateralen Kredit mit Malaysia zusammengetan, und seine schwächenden wirtschaftlichen Kennzahlen bedeuten, dass Sri Lanka sich wohl zunehmend auf diese Art von Schulden einlassen muss, weil der Zugang zu den Kapitalmärkten schwieriger wird.

Das Ergebnis einer solchen Verschiebung wird ohne Zweifel Konsequenzen für die Außenpolitik haben, zum Beispiel Nachverhandlungen weil die Mischung der Gläubigerstaaten sich dadurch ändert.

Unelastischen Nachfrage nach Importen – das bedeutet, dass eine Abwertung nicht zu einem Rückgang der Menge der Importe führt, sondern zu höhere Preisen. Und mit höheren Preisen kommen nicht nur wirtschaftliche sondern auch soziale Probleme, für die es keine kurzfristige Korrektur geben wird.

Dazu gehören:

-Eine höhere Inflationsrate.

-Höhere Inflationserwartungen der Konsumenten, die bewirkt, dass die Inflationsrate noch steigen wird.

-Eine Erosion der realen Einkommen und der Kaufkraft.

-Eine notwendige Erhöhung der Zinssätze und die Verschärfung der Kreditbedingungen, um die Inflation einzudämmen.

-Geringeres Wirtschaftswachstum.

-Eine Zunahme der Einkommensungleichheit, und vieles mehr.

Es genügt zu sagen: Auf Sri Lankas Regierung kommen Myriaden von (wirtschaftlichen) Problemen zu.

Fortgesetzte Spitzen in inländischen Übernachtungspreisen zwingt die CB Liquidität in das heimische Bankensystem zu pumpen, was eine ungebrochene Forex-Nachfrage zumindest bis Januar anzeigt. Die CB aber würde gut daran tun, das Defizit flach zu halten. Allerdings mit einem Defizit in der Zahlungsbilanz von 450 Millionen USD im Monat und nichts in Sicht, um dieses konstante Leck zu schliessen, werden bei der gegenwärtigen Politik die Reserven bis Mai 2012 um 5 Mrd. USD fallen, also weniger als das 3,5-fache des durchschnittlichen monatlichen Imports – ein wichtiges Signal einer bevorstehenden Zahlungs-Krise, vergleichbar mit der Situation Griechenlands.

Es ist eine Situation, die weder die CB noch die srilankische Regierung sich wünschen kann – konfrontieren mit begrenzten Möglichkeiten und drückenden externen Schulden, die von August 2012 an auch noch steigen werden.

Sri Lanka muss seine Rechnungen bezahlen und harte Entscheidungen fällen, um seine Devisenreserven zu sparen.

Ganz oben auf der Liste steht ein Free Float der Rupie, wie das die IWF verlangt; wobei das IWF glaubt, dass die Rupie um bis zu 20% fallen würde.

Top unter diesem zu einem Free Float der Rupie, die der IWF glaubt, damit wird eine 20-prozentige Abwertung führen. Es gibt noch eine andere, bittere Pille für die Regierung zu schlucken: diese beinhaltet den Abschluss von bilateralen/multilateralen Schulden-Obligation mit einem oder mehreren „freundlichen“ Ländern. Damit allerdings wird es zu Kompromissen kommen müssen, die nicht (nur) wirtschaftlicher, sondern politischer und geopolitischer Natur sein werden.

Wie dies in den Kram anderer Länder passt, die glauben, Interessen in Sri Lanka zu haben, ist eine ganz andere Frage.

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